ChatGPT und die Büchse der Pandora
Pandora
ist eine vom olympischen Schmied Hephaistos künstlich mit
allen Liebreizen erschaffene Frau. Sie bekommt als Geschenk von
Hermes eine Büchse, in der sämtliche Übel dieser
Welt einschließlich der Hoffnung enthalten sind.
Epimethos - der alles erst im Nachhinein bedenkt - heiratet die
schöne Pandora. Prometheus - der alles vorher bedenkt - ,
sein Bruder, warnt ihn vor den Geschenken der Götter. Pandora
jedoch öffnet in weiblicher Neugier die Büchse - und
alle Übel, Laster und Untugenden entweichen (bis auf die
Hoffnung) und verbreiten sich unter den Menschen.
Was die Menschen leider vergessen: In unserer Welt der Polarität
gehört zu jedem Übel und Laster zwingend immer sein
Gegenteil dazu. Zur Krankheit die Gesundheit, zu Armut der Reichtum,
zur Langsamkeit die Schnelligkeit etc.
Je nachdem wofür die Menschen sich entscheiden oder - um
in der Mythologie zu bleiben - was die Götter ihnen nahe
tragen.
Ein Phänomen der Pandora-Büchse ist bedingt durch die
Unmöglichkeit, es aufzuspüren, über die vielen
Jahrhunderte in der Latenz verblieben.
Es ist die Künstliche Intelligenz (KI), über die in
den letzten Jahren viel reflektiert wird. Nun ist vor kurzem von
der Firma Open AI das Programm ChatGPT auf den Markt gebracht
worden. Es schlug wie eine Bombe ein. Wie alle Dinge: Auf der
einen Seite mit Begeisterung, auf der anderen Seite mit Skepsis
und Bedenken.
Was also kann nun dieses Programm, dass es solche Reaktionen hervorrief?
Es ist ein Textprogramm, das selbstständig Texte und sogar
Gedichte verfassen kann. Ein Stichwort oder eine Frage genügt,
dann sucht sich das Programm mit seiner künstlichen Intelligenz
durch Abfrage von Milliarden Daten im Internet die Antwort heraus
oder verfasst sogar einen Text dazu. Im Gegensatz zu Google oder
Wikipedia allerdings ohne Quellenangaben.
Es bezieht sich aber nur auf Daten der Vergangenheit, offenbar
bis 2021. Die Zukunft bleibt im Unklaren. Frage man z.B. nach
"Alexander und die Perser", dann wird das Programm Tausende
von Daten als Text auswerfen. Die Frage, was erwartet uns im Jahr
2040, ist spekulativ nicht beantwortbar.
Man kann sich vorstellen, dass Schulen und Universitäten
erst einmal aufgeschreckt sind. Wer hat nun eine schriftliche
Aufgabe erledigt? Was ist authentisch? War es ChatGPT oder der
Schüler / Student selbst? Werden mündliche Examina daher
die Antwort der Zukunft sein?
Es soll sogar schon wieder KI-Programme geben, die die Fremdarbeiten
aufdecken können. Was aber, wenn nur ein Teil von ChatGPT
verfasst wurde?
Die Furcht, Künstliche Intelligenz könnte irgendwann
die Menschen überflüssig machen, ist grundlos, da diese
Programme mit Bausteinen arbeiten, die durch die Kreativität
von Menschen in die Welt entlassen wurden. Diese Sprach- oder
Text-Programme wie ChatGPT sind keine kreativen oder mit Bewusstsein
ausgestattete Systeme, sondern greifen nur darauf zurück,
was an bestehenden Informationen im Internet existiert.
Wir sehen, die Büchse der Pandora hat nach so langer Zeit
wieder Aufgaben und Anforderungen unter die Menschen gebracht.
Meistens kann man jedoch vieles erst aus einer distanzierten Retrospektive
schlüssiger beantworten und beurteilen.
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