Patmos
- die Insel des Evangelisten Johannes
In
einem Wirbel weissen Wassers bleibt hinter unserem Katamaran die Hafenmole
von Kos zurück. Wir sind etwas verspätet auf dem Weg nach
Patmos, denn am gestrigen Tag war der Wind so stark, dass das Tragflügelboot
nach Patmos nicht auslaufen konnte und heute, an einem Montag, der Katamaran
nicht fährt. So blieb uns nur ein ungeplanter Verlängerungstag
auf Kos. Die Insel hat keinen Flughafen, so ist man auf die Schiffe
von Samos oder Kos angewiesen, da diese Inseln von Deutschland direkt
angeflogen werden.
Heute
ist der Seegang geringer und der Katamaran ist wesentlich grösser
und trotzt
auch stärkerem Seegang, ist aber nicht ganz so schnell.
Die Inseln Kalymnos, Leros und Lipsi werden angelaufen bevor die "Pride
Dodekanisiakos" in die herrliche Bucht von Skala, dem Hauptort
von Patmos einläuft. Hoch oben grüsst zur linken Seite der
Ort Chora mit dem gigantischen Kloster. Man sagt Patmos nach, sie sei
einer der schönsten Inseln der Ägäis. Wir werden sehen.
Eines ist sie auf jeden Fall: Ungewöhnlich von der Form her. Viele
Einschnitte und Verengungen, die wie Taillen aussehen. Noch ungewöhnlicher
als die Insel Ithaka, die auch wie eingeschnürt aussieht.
Unser Domizil ist der kleine Ort Grikos an der gleichnamigen Bucht,
die von der kleinen Insel Tragonisi fast verschlossen ist.
Ein paar Häuser, drei Tavernen und ein kleiner Sandstrand - das
ist alles, dafür ist es ruhig.
Der Katamaran nach Patmos
Abends
spannt sich ein grandioser Sternenhimmel über der Bucht, den wir
in unserer lichtüberfluteten Welt in dieser Form nicht mehr sehen
können, sogar die Milchstrasse ist als Band sichtbar.
Die
wenigsten Deutschen wissen etwas über den Ursprung des Namens Milchstrasse
oder Galaxis. Er stammt wie so vieles aus der griechischen Mythologie,
und zwar der Herakles-Sage. Um es kurz zu machen: Durch einen Zufall
bedingt versuchte Hera, die Gattin des Himmelsvaters Zeus, den kleinen
Herakles an die Brust zu legen. Doch er biss sie so stark in die Brust,
dass sie ihn von sich abriss. Die Milch spritzte in hohem Bogen über
den Himmel - und das wurde die Milchstrasse - griechisch: Galaxis.
Wir vermissen die Geschäftigkeit des Hauptortes Skala mit den vielen
Touristik-Läden, Tavernen und Cafés, an dem auch die grossen
Kreuzfahrtschiffe anlegen, nicht.
Woher der Name Patmos kommt, ist nicht genau bekannt. Es gibt mehrere
Erklärungen.
Insgesamt gibt es nur drei Ortschaften auf der Insel: Skala, Grikos
und Kambos. Die meisten Touristen bleiben
Die wichtigsten Attraktionen der Insel sind das Kloster des Hlg. Johannes
und die Grotte, in der der Jünger Johannes der Fama nach hier in
der Verbannung durch den römischen Kaiser Domitian die Offenbarung
diktiert haben soll. Ein anderes Wort ist die Apokalypse, die ihm in
dieser Höhle eingegeben worden sein soll.
In der Morgensonne bildet Chora mit ihren weissen kubischen Häusern
und den mittendrin hoch aufragenden, aus Naturstein gehauenen Klosterfestungsmauern
ein eindrucksvolles Bild.
Es ist interessant, den Ort einmal durch die kleinen, engen Gässchen
zu durchstreifen. Überall zeigen sich neue Fotomotive und Eindrücke.
Besonders wenn mal keine Kreuzfahrt-Touristen vorhanden sind.
Das Kloster mit seinen Glockentürmen, seiner Kirchen, den vielen
Treppen und Gängen ist eine gelungene Synthese zwischen Wehrhaftigkeit
und Frömmigkeit. Fünfzehn Mönche sind noch im Kloster,
gibt mir ein jüngerer Mönch zur Antwort.
Wer
in Skala sein Domizil gefunden hat, dem sei empfohlen, mit dem Bus hoch
nach Chora zu fahren und dann nach der Besichtigung des Klosters dem
Pfad nach unten per pedes zu folgen. Man kommt dann an der Grotte des
Evangelisten Johannes vorbei. Einige Treppen führen nach unten.
Natürlich ist es jetzt keine Grotte oder Höhle mehr, sondern
eine kleine Kirche, in der einige Touristen meditativ versunken sitzen.
Bei der Wanderung nach unten hat immer wieder den wundervollen Ausblick
auf die Bucht von Skala und die Ortschaft selbst.
Abends in der Taverne Stamatis in Grikos. Ein Fischer hat mit dem Netz
kleine Fische gefangen. Im Nu flitzen aus allen Ecken mindestens dreissig
Katzen auf ihn zu - es erinnert uns fast an den Ratenfänger von
Hameln, nur dass es hier eben Katzen sind. So viele Katzen in einem
so kleinen Ort! Beim Essen sitzen immer zwei bis drei um einen herum.
Und warten!
Die Saison auf Patmos ist nicht allzu lang. Ende September schliessen
schon einige Hotels und Tavernen, da die Anzahl der Besucher, die auf
der Insel länger verweilen, stark zurück geht und sich somit
ein Offenhalten nicht mehr lohnt.
Wer motorisiert ist, sei es Moped, Roller oder Auto, sollte sich auf
den Weg in die Bucht von Lefkes machen. Hier erwartet ihn eine architektonische
Überraschung: Ein Haus im osmanischen Stil, das vor rund 130 Jahren
ein aus Ägypten heimgekehrter Grieihe dort mit der Hilfe von ägyptisschen
Arbeitern errichten liess. Heute soll e s einem Araber gehören,
der das Haus wieder renovieren liess.
Es gibt einige schöne Badestrände auf der Insel.
Einen herrlichen Sandstrand findet man in Agriolivadi (auf deutsch:
Wilde Wiese) im Osten mit einer netten Taverne. Weitere Strände
sind Grikos und Petra im Südosten, letztere mit der Taverne Ktima,
die ihr eigenes Gemüse in einem grossen Gewächshaus gleich
nebenan anbauen.
Soweit
ein kleiner Bericht über die Insel - mehr soll es auch nicht sein..
Für alle Besucher sei ein Buch empfohlen (das beste über Patmos),
das eine Deutsche mit Namen Annoula geschrieben hat, die seit längerer
Zeit auf der Insel lebt. Ich habe sie kurz besucht und mich mit ihr
unterhalten.
Das Buch heisst: Patmos - Die Insel mit dem Heiligenschein. 2007. Verlag
Pro Business. Book-on-Demand. ISBN 978-3-939430-70-4.